Der Wander-Tourist an sich ist ein komisches Wesen. Einen Berg mit Aussicht findet er schon toll. Und wenn es oben drauf noch ein Bonbon gibt, ist er ganz aus dem Häuschen. Sei’s ein Gipfelbuch, eine Kneipe mit Frischgezapftem – oder eine technische Anlage, die außergewöhnlich aussieht oder/und außergewöhnliche Dienste verrichtet.
Der Breinosa gehört zu diesen Glückshormonschübe auslösenden Bergen: Von seinem rund 700 Meter hohen Rücken  aus kann man in Richtung Osten und Süden unvergleichbare Blicke auf die Gletscher Foxfonna und Rieperbreen werfen. In entgegengesetzter Richtung sieht man bei gutem Wetter das Adventdalen entlang, über den Adventfjord hinweg bis hin zum Nordufer des Isfjords. Dazu das Bonbon: zwei gigantische Parabol-Antennen der Forschungsorganisation „European Incoherent Scatter“, kurz EISCAT.
Und das alles in durchaus erreichbarer Entfernung zur Stadtmitte: Nur rund 15 Kilometer muss man erwandern, um zum höchsten Punkt des Berges zu gelangen. Die Höhenmeter sind zugegebenermaßen fast vollständig auf den letzten vier Kilometern zu bewältigen. Aber was sind schon 700 Meter bei dieser Aussicht?
Wir wählen dennoch die Faulenzer-Variante: Mit dem Shuttle geht es zusammen mit vier weiteren Insel-Besuchern und zwei Guides direkt bis zur Radar-Station.
Unser Weg in Richtung Bergrücken ist vor allem eins: steinig. Immer unterhalb der Eisfelder bleibend suchen wir die Optimallinie am Hang – einem gigantischen Geröllfeld – entlang. Braune Steine, graue Steine, hellbraune Steine, weiße Steine, dunkelbraune Steine. Steine so weit das Auge sehen kann. Und das alles lose aufgeschichtet – jeder Schritt auf eine „trittsichere“ Platte kann in einer rasanten Rutschpartie gen Tal enden. Den Ausblick ins Tal können wir so nicht recht genießen, der Respekt vor dem Gelände zwingt unsere Blicke immer wieder auf den Boden.
Mit dem ersten Schritt auf das Plateau ändert sich das schlagartig. Steinig ist es zwar noch immer, aber immerhin besteht keine Gefahr mehr, mit einem Fuß den Tal-Express zu erwischen.
Ab hier startet die äußerst gemütliche Wanderung in Richtung Foxfonna. Die Aussicht am nordöstlichen Breinosa-Rand hinab ins Adventdalen, in Richtung Innerhytta und Janssonhaugen lädt immer wieder zum Verweilen ein – Einladungen, die wir auf keinen Fall ausschlagen können!
Für Tierfreunde ist der Breinosa (zumindest in dieser Jahrezeit) nichts, Rentiere oder Polarfüchse sucht man hier oben vergeblich.
Im Südosten trifft der Foxfonna auf den Rieperbreen, im Südwesten Rieperbreen auf Bolterdalen. Schneebedeckte Berggipfel, Gletscher, Moränen, Tundra – und das alles innerhalb weniger hundert Meter. Hatte ich die fantastische Aussicht schon lobend erwähnt?
Doch auch die schönste Tour muss ein Ende finden. So wandern wir entlang der westlichen Kante zurück zum Weltraum-Radar. Wieder am Parkplatz angekommen, nutzen wir die Wartezeit auf unser „Taxi“, um uns die gigantischen Stahlkonstrukte aus der Nähe anzusehen.
Die zwei Antennen bilden eines von mehreren Forschungsradars der internationalen Organisation EISCAT. Gegründet wurde sie von Deutschland, Finnland, Norwegen, Schweden, England, China und Japan. Ihr Ziel: Die Prozesse untersuchen, die unter anderem für das in der Ionosphäre entstehende Polarlicht verantwortlich sind.
Trotz ihres massiven Äußeren sind die Empfangsanlagen überaus sensibel. Während einer laufenden Messung darf der Bereich rund um das Radar nicht betreten werden. Die Strahlung eines Handys oder eines fahrenden Autos würde ausreichen, um die Messung zu beeinflussen und damit zunichte zu machen. Zurzeit wird nicht geforscht, wie uns eine Leuchte anzeigt. Wir können also nah an die Antennen heran. Die „Schüsseln“ haben beeindruckende Maße: Alleine im Sockel der größeren Anlage hätte ein üppiges, mehrgeschossiges Ferienhäuschen für eine komplette Familie Platz.
Und da kommt auch schon unser Shuttle. Raus aus den Steinen, rein ins Auto.
Für die gut zwölf Kilometer oberhalb der EISCAT-Antennen haben wir gut fünfeinhalb Stunden gebraucht – bei dem Gelände und mit reichlich Tee- und Kekspausen gar kein schlechter Schnitt.
Leider gibt es für diesen Bereich keine Satelliten-Aufnahmen bei Googles Kartendienst Google-Maps, den wir für die Anzeige der Bilder benutzen. Auf eine Kartenansicht der Route verzichten wir daher.
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