„Sieht ganz schön steil aus. Aber wenn wir zwischen den zwei Bachbetten… dann links, am dicken Stein weiter hoch bis zum schwarzen Fleck… gerade rüber… bis zum ersten Schneefeld… rauf… dann haben wir es schon geschafft!“ Tatsächlich: Was erst noch nach purem Zweckoptimismus klingt, ist gar nicht so realitätsfern. Der Aufstieg vom Carolinedalen ins Louisdalen kostet uns ein wenig Zeit und ordentlich Schweiß – aber wir schaffen es. Zum allgemeinen Erstaunen sogar deutlich schneller als gedacht, trotz der schweren Rucksäcke, äußerst losem Untergrund und einer Steigung von weit mehr als 100 Prozent.
Der Aufstieg ist geschafft, da können wir über die paar Kilometer entlang des Louisdalen nur noch müde lächeln. Die Tundra ist hier oben ganz steif gefroren. Wo wir uns im August garantiert umständlich einen einigermaßen trockenen Weg hätten suchen müssen, können wir jetzt einfach quer über gefrorene Pfützen laufen.
Schon nach ein paar Kilometern merken wir, dass wir wieder in die Nähe der Zivilisation kommen: In der Ferne kann man eine Ferienhütte stehen sehen und auf dem Bergrücken rechts von uns, dem Forkastningsfjellet, entdecken wir die Silhouetten einer Handvoll Wanderer und ihrer Hunde. Einen schönen Ausblick über den Eisfjord muss man von dort oben haben, aus rund 500 Metern Höhe. Ein Abstecher kommt aber jetzt nicht in Frage, mit dem vollen Gepäck sind wir für heute genug geklettert. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag!
Der Tag hat mit dem Aufstieg zum Louisdalen zwar äußerst anstrengend begonnen und für eine weitere Einlage dieser Art fehlt uns die Kraft, aber wirklich „fertig“ fühlen wir uns auch nach dem Lageraufbau im Hanaskogdalen nicht. Das Tolle an Spitzbergen: Mit etwas Entdeckergeist wird es garantiert nicht langweilig. Nur schnell unten am Bach die Trinkwasserreserven aufgefüllt und los geht’s. Interessante Dinge lassen sich überall entdecken.
Uns zieht es weiter in Richtung Südosten, nach Advent City. Die „Stadt“ hat nichts mit Weihnachten zu tun. Ebenso wie der Adventfjord und das Adventdalen geht der Name auf den Walfänger „Adventure“ zurück, der im 17. Jahrhundert hier stationiert gewesen sein soll. In Advent City entstand 1904 eine Minenarbeitersiedlung, von der heute jedoch nur noch einige wenige Grundmauern zu sehen sind.
Zwischen alten Maschinen, Loren-Überresten und Gegenständen, bei denen die Zuordnung schwer fällt, kann man so manches Schätzchen entdecken.
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